Sozialtraining an der HHS – Wenn es plötzlich still wird im Klassenzimmer…
Sozialtraining – ein Training zum Verhalten, Regelverständnis und Achtsamkeit ist fester Bestandteil des Unterrichts der Hilda-Heinemann-Schule. Schon seit vielen Jahren führt unsere Schulsozialarbeiterin kooperative Spiele, Übungen und Gesprächskreise mit unseren Schülerinnen und Schülern durch.
Dank einer großzügigen finanziellen Förderung der Sparkasse am Niederrhein sowie der Heidehof Stiftung GmbH konnten wir nun Frau Petrinic vom Coachinginstitut IVASO engagieren, um unser Sozialtraining auf ein neues, professionelles Level zu heben.
Wir danken den Spendern und freuen uns, dass diese Ergänzung zum Unterricht möglich gemacht wurde.
Möchten Sie wissen, wie ein Sozialtraining aussehen kann? Klicken Sie hier…
Nach einer kurzen Übergabe, „Was gibt es Neues in der Klasse“, „Wer hat im Moment eine etwas schwerere Zeit“, „Wem geht es besonders gut“, wird es plötzlich still im Klassenraum. Die Trainerin geht wortlos an die Tafel und zeichnet einen Kreis an. Für die Schüler und Schülerinnen bedeutet dies: Ab jetzt sprechen wir ohne Worte, nur mit Augen und Händen. Eifrig beginnen sie zu zählen, wie viele Personen im Raum sind. Per Fingerzeig ausgewählt, schreibt eine Person die richtige Anzahl in den Kreis und zeichnet ebenso viel Sitzplätze daneben. Danach hebt reihum jedes Klassenmitglied seinen Stuhl hoch und trägt ihn in den Stuhlkreis. Lautlos und mit höchster Konzentration wird darauf geachtet, die eigenen Bewegungen zu koordinieren, damit kein sonst zu achtlos produziertes Gepolter die Ruhe stört. Für manche Menschen im Raum ein Leichtes, für andere eine große Herausforderung. Dennoch schaffen es alle, sogar ohne Geräusche, die Tische an die Seite zu stellen und sich wieder in den Kreis zu setzen. Aber nicht irgendwie hinsetzen oder gar „chillig“ sein, sondern mit geradem Rücken und festem Stand beider Füße auf dem Boden. So kann die Kraft durch den ganzen Körper fließen und helfen, die nächste Aufgabe zu bewältigen. Jetzt kommt nämlich ein Ball ins Spiel, mal ein weicher plüschiger, mal ein harter kleiner. Der Werfer sucht sich einen Fänger aus und schaut ihn an. Ohne Worte, ohne Winken, nur mit festem Blick wird der Kontakt aufgenommen. Sobald der Fänger ebenso aufmerksam den Blick erwidert, wird der Ball geworfen und gefangen. Eiserne Regel: Fällt der Ball daneben, wird niemand ausgelacht, denn so können wir nicht helfen, den Ball weiterzugeben. Wieder für manche Teilnehmende eine harte Prüfung. So werden mehrere Runden absolviert, in immer der gleichen Reihenfolge von Werfern und Fängern. Was so leicht nach Kinderspiel und Pausenhof aussieht ist eine große Herausforderung an Kompetenzen nonverbaler Kommunikation, Achtsamkeit, Konzentration, Selbstrücknahme und Impulskontrolle. Man schaut sich in die Augen, lange und intensiv, man wirft erst, wenn der andere einen wahrgenommen hat, man dosiert die Kraft beim Werfen und Fangen, man merkt sich seinen Werfer und seinen Fänger, man hält die Stille aus. Nach einer kurzen Verschnaufpause leitet die Trainerin in die letzte Phase über. Wieder werden die Stühle lautlos angehoben und in einer Schneckenform hintereinander aufgestellt. Igelbälle werden verteilt, leise Naturklänge werden eingespielt und jeder beginnt, seinem Vordermann den Rücken zu massieren, genauso, wie der Hintermann nun einen selbst mit dem Ball abrollt. In dieser Phase kommt es zu unterschiedlichen Reaktionen, manche Personen sind so entspannt, dass sie kurz einnicken, andere sind emotional so berührt, dass Tränen fließen, andere „schnurren“ vor Wohlbehagen und fühlen sich einfach nur rundum zufrieden und glücklich. Gemeinsam werden am Ende, ebenso leise wie am Anfang, Tische und Stühle zurück in die normale Ordnung gebracht und die Trainerin wird verabschiedet. In der nächsten Woche ist wieder Zeit für das Sozialtraining.